Der erste „richtige“ Ultra – 68 km beim Swissalpine Lauf in Davos

Der erste „richtige“ Ultra – 68 km beim Swissalpine Lauf in Davos
8. August 2020 Regina

Wie wahrscheinlich bei jedem von uns war das Jahr eigentlich ganz anders geplant. Aber als ich vor ein paar Wochen gesehen habe, dass der Swissalpine Lauf in Davos stattfinden wird, habe ich mich direkt auf die Warteliste für den K68 setzen lassen und hatte kurz später einen Startplatz. Eine längere Distanz zu laufen, wollte ich dieses Jahr sowieso ausprobieren. Nun sind sechs Wochen Vorbereitung für einen Ultralauf eher kurz, aber nachdem ich sowieso viel in den Bergen unterwegs war und der Trainingsplan eher auf lange Bergläufe ausgerichtet war, war ich hinreichend optimistisch, dass das klappen könnte.

Der Start in Davos am Samstag-Morgen war Corona-angepasst in mehreren Startblöcken und mit Masken und war entsprechend entspannt – nirgendwo lange Warteschlangen und angenehm viel Platz. Trotzdem hat es Spaß gemacht, mal wieder Rennatmosphäre mit einem gemeinsamen Start zu schnuppern.

Von Davos aus geht es zum Einlaufen leicht bergauf durch ein schönes grünes Gebirgstal, was immer steiler wird, und dann am Talschluss zum ersten Pass hoch. Noch fühlt sich alles gut an, aber wenn ich mir im Nachhinein den Puls pro Kilometer anschaue, bin ich da vielleicht Manches etwas zu forsch angegangen. Dann geht es entlang eines Höhenwegs, der schmal aber lauf-bar ist, durchs nächste Tal und zum Sertigpass auf 2.739 als höchstem Punkt der Strecke.

Atemberaubende Trails beim Swissalpine Davos

Die Trails verlangen den Läufern beim Swissalpine Run einiges ab.

Auf dem folgenden langen Abstieg könnte man Zeit gut machen, aber im unteren Teil mache ich wegen fiesem Seitenstechen, teilweise sogar Gehpausen. Nachdem am Ende des Abstiegs bei KM 30 an der Verpflegungsstation mein Mann wartet, konzentriere ich mich erst mal darauf, nur bis dahin zu laufen. Ein paar Minuten Pause verbessern die Sache dann auch tatsächlich. Mein Essen habe ich ohnehin selbst dabei, nachdem das Angebot wegen Corona eingeschränkt ist, aber die warme salzige Brühe tut gut. Anschließend geht es wieder bergauf – jetzt in einer raueren, steinigen Landschaft zum nächsten Pass.

Steile Hänge beim Swissalpine

Die atemberaubende Landschaft lässt die Anstrengung fast vergessen.

Ich motiviere mich damit, dass es von da aus nur noch ein Halbmarathon zum übernächsten VP bei KM 56 ist, wo mein Mann wieder warten wird. Motivation ist dann auch dringend nötig, ab KM 40 fühlt sich auf einmal alles sehr anstrengend an – ich weiß immer noch nicht, ob es einfach die mentale Hürde war, dass ich gleich die Marathonmarke knacke und noch lange nicht am Ziel bin. Vorsichtshalber esse ich noch ein bisschen mehr, falls es daran liegt. Die Strecke geht hier auf und ab durch den Wald, ein richtiger Laufrhythmus will sich da auch nicht einstellen. Erst als bei KM 50 anfängt, tendenziell bergab zu gehen, kriege ich wieder etwas Tempo – 6 km kann man ja schließlich immer laufen.

Die Höhe setzt mir allerdings ganz schön zu, ich merke, dass ich nicht gut Luft bekomme, nachdem sich ein Großteil des Rennens auf oder oberhalb von 2.000 m Höhe abspielt. Nachdem ich das kenne, beunruhigt es mich nicht, aber angenehm ist es auch nicht gerade. Am Abend vorher erst anzureisen war akklimatisierungstechnisch natürlich auch keine besonders gute Idee.

Unberührter See im Schweizer Gebirge

Unberührte Natur und trockenes Wetter beim Swissalpine Lauf 2020 in Davos.

Die letzten 12 Kilometer nach der Verpflegungsstelle geht es noch etwas auf und ab durch den Wald und dann runter zurück nach Davos. Jetzt packt mich auch der Ehrgeiz, das Ganze noch unter 10 Stunden zu schaffen, einfach weil runde Zeiten irgendwie schöner sind. Bei den bergauf-Stellen ist nicht mehr viel Kraft übrig, aber auf dem Forstweg bergab kann ich noch Tempo aufnehmen und überhole sogar ein paar Läufer. Mein Tempo reicht und nach 9:58.22 h laufe ich im Stadion in Davos durchs Ziel und bin stolz und glücklich, es geschafft zu haben. Mein erster Ultra-Marathon ist vollbracht.

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