Mit Gomez in Wien! – Brigitte Morgenstern, Jahrgang 1973

Mit Gomez in Wien! – Brigitte Morgenstern, Jahrgang 1973
1. Juni 2012 RC | Henrik

Mit Gomez in Wien

RUNNING Company Erfolgsgeschichte Brigitte MorgensternMein erster Marathon, 2010 in Hamburg, war schrecklich. Nach 5 Std. 16 Min. bin ich ins Ziel gekrochen. Danach war mir klar, ich laufe nie wieder Marathon. Eine Woche später habe ich meine Entscheidung revidiert. Und so habe ich den Sommer über brav trainiert und bin im Oktober beim München Marathon an den Start. Und es war fantastisch. Was aber nicht nur an meinem Training lag, ich hatte meinen Marathon-Freund Andi an der Seite. Er lief neben mir und hat mich mit meinen Getränken und Gels, und seiner Anwesenheit unterstützt. Und so sind wir nach 4 Std. 44 Min. ins Ziel gerauscht. Ein Traum. Dieses Glücksgefühl hielt ewig, Tage, Wochen, Monate, bis das Kribbeln wieder kam. Das Marathon-Kribbeln. Der Andi hat mir aber gesagt: Nächstes Mal läufst Du alleine.

Und so führte kein Weg an professionellem Lauftraining vorbei – bei Bianca. Zum  wöchentlichen Lauftraining, kam das einwöchige Trainingslager auf Lanzarote dazu und der zehnwöchige Marathon-Trainingsplan. Und ich will keinem was vormachen, das war hart. Bis zu fünfmal Training pro Woche, bei Wind und Wetter. Meine Stimmung war stark abhängig von meiner Trainingsleistung, aber das Ende war in Sicht: Wien-Marathon, am 15. April 2012. Mein Ziel war schneller zu sein als in München und wenn es nur eine Minute ist. Der Zweifel blieb: Was ist, wenn ich’s nicht schaffe? Bei Hamburg war klar, ich hab den Marathon unterschätzt. Dieses Mal, hatte ich das gute Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Fleißig meine Trainingseinheiten abgelaufen, schon drei Tage früher nach Wien gefahren, entspannt vor Ort sein, keinen Stress, extra viel trinken, nicht zu viel zu Fuß gehen, viel schlafen, entspannte Tage in Wien. Ich wusste dennoch: Wenn ich’s nicht schaffe, dann zerbröselt es mich. Ich wusste aber auch, dann werde ich aufgefangen. In Wien waren wir elf Starter von der „Running Company“, und mir war klar, die fangen mich auf.

Der Marathon-Tag war perfekt. Gut gefrühstückt, nicht zu warm, nicht zu kalt, da konnte nichts schief gehen. Aber schon am Start war ich zu blöd, den richtigen Knopf an meiner Laufuhr zu drücken. Erst nach zwei Minuten habe ich’s gemerkt. Ich hatte einen kleinen Zettel dabei, auf denen meine 5km-Zeiten standen, berechnet auf Biancas Zeitangaben. Und bei allen 5km habe ich die Zeiten verglichen: Aber 2 Minuten dazurechnen, oder 2 Minuten abziehen? Irgendwann dachte ich mir, wenn ich mit einer 4:40 ins Ziel komme, bin ich sicher. Von der Strecke habe ich nicht viel mitbekommen, außer, dass meine Freunde aus Karlsruhe bei KM 13, 24 und 37 standen, um mir meine Getränke und Gels zu reichen. Und so war die Versorgung auf der Strecke perfekt.

Für Wien habe ich mir ein neues Trikot gekauft, das schwarze FC Bayern Champions League Trikot von Mario Gomez. Einige Zuschauer am Straßenrand haben das Trikot erkannt und „Hey, FC Bayern“ gerufen, und noch lauter „Gomez“, als ich vorbeigelaufen bin. Einer der Höhepunkte war bei KM 15, als ich einen langsamen Läufer mit einem Dortmund-Trikot überholt habe :-). Und richtig laut wurde es zum Schluss, als ich beim „Erdinger Weißbier“Stand vorbei lief. Die haben das Trikot gleich erkannt.

Der Zieleinlauf, tja, den habe ich dann komplett vergeigt. Ich bin wie eine junge Göttin, mit wehendem Haar, großen Schritten, gazellenähnlich, über den linken, menschenleeren, roten Teppich gesprintet – und kurz vor der Zielmatte sehe ich aus dem Augenwinkel die Fotografen nur am rechten Teppich sitzen. Egal, ich bin im Ziel. Ich stoppe die Zeit, 4 Std. 42 min. Oh je, was jetzt. Plus 2 Minuten? Minus 2 Minuten? Habe ich meine Zeit geschafft? Ich war so fertig. Meine Beine waren hart und ich musste was trinken. Dann bin ich weiter zur Medaillen-Gravur. Die müssen meine Zeit haben. Mit glasigen Augen habe ich dann meine gravierte Medaille betrachtet – 4 Std. 43 Min. 58 Sekunden. Schneller ist schneller, und wenn auch nur um Sekunden.

Meine Running Company-Mädels waren leider schon weg, denen war es zu kalt, und so habe ich meinen Kleiderbeutel geholt und bin ins Hotel gefahren. Ich steig aus dem Aufzug aus und da liegt ein roter Teppich, von der Aufzugstüre zu meiner Zimmertüre, mit einem handgeschriebenen Zettel, „Wir sind stolz auf Dich! 4:43:58.“

Der Marathon in Wien hat mir gezeigt, es liegt nicht nur am Training, und auch nicht nur an der Tagesform oder am Wetter. Es liegt auch am Umfeld, an den Freunden, die an einen glauben. Es liegt an Bianca, die einen richtig trainiert und an einen glaubt, an Andi, der mich immer wieder aufgebaut hat und mir mit seinen Erfahrungen hilft, den Lauf entspannt und gut durchzustehen, aber auch an meinen „Running Company“-Mädels FranziskaSabine und Ute, bei denen ich wusste, sie fangen mich auf, wenn alles schief geht.

Eine aus der Gruppe hat danach zu mir gesagt, „Der Marathon ist die Belohnung für das harte Training“. Und vielleicht belohne ich mich nächstes Jahr im April in London. Ich habe mich für den Marathon registriert, und im Oktober bekommt man Bescheid, ob man einen Startplatz hat. Schau ma mal…
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