Meine Hitzeschlacht beim IRONMAN Zürich am 29.7.2018

Meine Hitzeschlacht beim IRONMAN Zürich am 29.7.2018
24. August 2018 Regina

Vier Monate individueller Trainingsplan, zwei Trainingslager und gefühlt unzählige Schwimm-, Rad- und Laufeinheiten liegen nun hinter mir. Heute ist D-Day für meine zweite Triathlon Langdistanz, diesmal ein waschechter Ironman in Zürich. Am Sonntag um 6:30 Uhr morgens stehen Kathleen, Norbi (die besten Supporter an diesem Tag!) und ich am Strandbad Mythenkai am Zürichsee und hören den Startschuss für die Profis fallen. Auch wir Agegrouper dürfen gleich danach ab 6:40 Uhr im Rolling Start ins Wasser springen und dann kann endlich meine Anspannung, die sich seit Samstagmittag aufgebaut hat, im noch ruhigen See von mir abfallen.

Aber von Anfang an: Im August 2017 öffnete die Anmeldung für den IM Zürich 2018, mein Freund Norbert meldet sich direkt an. Ich dachte mir damals: „Och, vielleicht auch für mich eine ganz gute Idee, oder?“ In den nächsten Monaten zeigte sich, dass Norbert leider aufgrund seiner Gesundheit nicht starten konnte und ich daher einen topp Betreuer gewann. Und so ging mein Winter mit viel Langlaufen, Spinning, Yoga und Cross-Training schnell vorbei. Bald stand im Frühjahr mein erstes Trainingslager auf Fuerteventura im Sportclub Playitas an. Dort gibt es den berühmten Leuchtturm Trainingslauf, bei dem man auf etwas über 6 km ca. 200 hm sammelt. Für mich nicht einfach und nichts, was ich gern mache, aber dieses Jahr machte ich mit, denn ich wollte mich im Laufen, meiner großen Schwäche, verbessern.

Zuhause sprach ich mit Bianca von der Running Company, um mir einen individuellen Triathlon-Trainingsplan von ihr erstellen zu lassen. Ihre Antwort war trocken:“ Naja, wir haben ja noch vier Monate. Zeit J!“ Mein zweites Trainingslager auf Mallorca folgte, dieses Mal in Eigenregie, mit 22 Trainingswochenstunden. Im Anschluss noch einige Trainingswochen zu Hause mit vielen Laufeinheiten und ein paar Trainingswettkämpfen: Am 1. Juli 2018 startete ich als Staffel-Schwimmerin bei der Challenge Roth und war mit meinen 1:04h für die 3,8km sehr zufrieden –ein toller Wettkampf mit Gänsehautfeeling. Mein Triathlon in Karlsfeld am 15. Juli. flutschte auch prima: Als 8. Frau gesamt und 1. AK 45 komme ich auf der Volksdistanz ins Ziel.

Also war ich zuversichtlich, als wir uns am Freitag in Richtung Zürich aufmachten. Zwar haben wir es nicht geschafft, die Radstrecke vorab abzufahren, aber ich habe 3000 Rad-Kilometer auf dem Tacho und denke mir: „Das wird schon passen.“ Den Freitagnachmittag verbringen wir mit Einchecken, Startnummerabholen und Radvorbereitung. Der Samstagvormittag ist noch entspannt: Wir schwimmen in der Badi im wunderschönen Zürichsee und gönnen uns einen Kaffee. Am Mythen Kai (im IM-Gelände) ist bereits der 5150 Wettkampf im Gange und auch ich checke mein Rad am Nachmittag in der Wechselzone ein. So langsam macht sich die Anspannung bei mir breit und sie soll mich auch bis zum Startschuss am Sonntagmorgen nicht mehr loslassen.

Kurz vor Start wird mir ganz mulmig und ich merke, ein paar Tränchen muss ich mir quetschen. Erst mal im Wasser, läuft es recht gut, auch ohne Neo; denn mit 24,9 Grad ist der See zu warm für die schwarze Pelle und es ist Neoverbot. Mit dem geliehenen Swimskin von Kathleen macht das Schwimmen auf dem T-Stück richtig Spaß. Ich habe eine Gruppe erwischt und komme gut voran. An der letzten Boje verliere ich kurz den Anschluss und merke auch gleich, die Strömung arbeitet jetzt gegen mich. Ich habe keine Füße mehr vor mir. Raus aus dem See bin ich nach 1:08 h; das war etwas mehr, als ich mir gewünscht hatte. Auf den ersten 20km fahre ich am See entlang und es läuft flüssig auf dem Rad. Anfangs geht es zunächst leicht wellig dahin und zwischen Kilometer 50 und 60 ziemlich heftig rauf und runter; leider kann ich den Schwung aus den Abfahrten nie mitnehmen, denn ich muss am Ende fast immer scharf abbremsen, um die Kurve fahren und dann geht es sofort wieder bergauf. Damit ist die Radstrecke traumhaft idyllisch, aber eben recht eckig und mein Plan, unter sechs Stunden Rad zu fahren, zerplatzt. Am Ende jeder von zwei Runden radle ich über den Heartbreak Hill in Kilchberg, bei dem ich im engen Spalier zwischen den Zuschauern hochfahre. Das ist nahezu TDF-Feeling und auf der ersten Runde sind auch Norbi und Kathleen dort, um mich anzufeuern. Nach meinen 180km Radfahren stehen 6:13 h auf meiner Uhr und ich spüre meine Beine deutlich mehr als 2016 in Regensburg bei meiner Triathlon-Langdistanz-Premiere; und das obwohl ich auch dort 1400 Höhenmeter zu bewältigen hatte.

Inzwischen ist die Temperatur auf über 30 Grad geklettert. Für meine Wunschzeit muss jetzt ein guter Marathon her. Also versuche ich nach etwas längerem zweitem Wechsel (denn Zeit fürs Klo musste noch sein…) so anzulaufen wie in meinen schnelleren Trainingsläufen. Nach KM 4 merke ich: Das bring ich nicht durch und es wird richtig hart heute. Norbi ist auf jeder Laufrunde an zwei Stellen, um mich anzufeuern und wieder ordentlich auf den Weg zu schicken. Zu Beginn der zweiten Runde durch den Stadtkurs sage ich zu ihm: „Mir ist die Zeit heute total egal, ich will nur die Medaille im Ziel!“ Worauf er nur meint: „Ok, aber Du läufst es durch!“ Und obwohl ich zu Anfang meckern will, habe ich dazu nicht genug Kraft und je länger ich unterwegs bin, umso mehr denke ich mir: „Er hat ja recht.“ Also laufe ich ein bescheidenes Tempo, aber ich laufe es durch! An jeder (wirklich jeder!!) Aidstation nehme ich gehend ein Gemisch aus Wasser, Cola und Iso mit, kübel Wasser über meinen Kopf und stecke mir einen Schwamm in den Nacken. Anders geht es nicht. Auf der ganzen Laufstrecke bin ich klatschnass! Es ist brütend heiß und jeder leidet. Nur nicht jeder hat ein so lahmes Tempo wie ich, aber am Ende bin ich auf Runde vier von vier und dem letzten Kilometer und auch bei dieser Langdistanz weiß ich: Jetzt geht es ins Ziel! Auf dem roten Zielteppich zum Ironman-Bogen höre ich dann auch die magischen Worte: „Bettina, you made it – YOU ARE AN IRONMAN!“ Ich bin wirklich überglücklich, auch wenn mein Marathon mit 5:10 h wieder nicht das ist, was ich mir so sehr gewünscht hatte. Trotzdem bin ich mit meiner Zeit von 12:43 h und somit fünf Minuten schneller als bei meiner ersten Triathlon-Langdistanz wirklich sehr zufrieden. Die Bedingungen waren heute sehr hart und allein das Finishen war eine echte Herausforderung, was einige der 1.795 Starter auch nicht geschafft haben. Als kleines Souvenir habe ich mir zwei blau gequetschte Zehen und einen Mörderwolf an der rechten Oberschenkelinnenseite (meine sonst wirklich gute Compress Sport Tri Hose hat ihren Geist aufgegeben) geholt. Damit bleibt mir dieser Ironman noch länger in Erinnerung. Und natürlich: “Swim 2,4 miles, bike 112 miles, run 26,2 miles – brag for the rest of your life “ (Ironman-Co-Founder John Collins).

Hier noch meine Statistik vom Ironman Zürich 2018:

14. Ak W45 von 27 gewerteten (39 registrierten)

88. Frau von 179 weiblichen Starterinnen

Platz 855 von 1795 Startern gesamt

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