Jungfrau Marathon 2017: Laufjubiläum in der Schweiz und Zugabe zu meiner tollen Laufsaison

Jungfrau Marathon 2017: Laufjubiläum in der Schweiz und Zugabe zu meiner tollen Laufsaison
26. September 2017 RC | Bianca

„Nachdem mein eigentliches Saisonhighlight, der Laugavegur Ultra Marathon auf Island, auch dank der Vorbereitung mit Bianca schon ein unvergessliches Erlebnis gewesen war, sollte die 25. Ausgabe des Jungfrau-Marathon eigentlich nur noch eine „Zugabe“ werden. Insbesondere Michael hatte sich gewünscht, dort zu laufen, weil es für ihn beim Jubiläum das 10. Finish sein würde. Und wenn ich schon einmal dort sein würde, wollte und konnte ich mir die Teilnahme natürlich nicht entgehen lassen.

Zusammengefasst kann ich wirklich sagen, dass es ein super Tag und ein super Rennen war – bis auf den Stau wie auf der Autobahn A40, aber dazu später mehr. Ich war vor dem Lauf ziemlich verunsichert, weil ich mich seit dem Rennen auf Island nur acht Wochen vorher eigentlich kaum wirklich frisch und fit gefühlt hatte. Außerdem war es für mich das erste Mal, dass ich ein großes Rennen zum zweiten Mal laufen würde, sodass ich nicht wusste, was mein Kopf dazu sagen würde. Andererseits habe ich mir von Beginn an immer wieder gesagt, dass das Ganze ja „nur die Zugabe“ war und ich einfach nur locker bleiben und irgendwie auf den Berg raufkommen sollte/wollte/musste.

Die Wettervorhersage war übel, aber es blieb vor und bis kurz nach dem Start zum Glück weitgehend trocken. Dass es danach eigentlich kontinuierlich mal mehr und mal weniger geregnet hat, war irgendwie egal. Für die Helfer und Zuschauer tat es mir zwar von Herzen leid, aber ich wusste ja noch vom letzten Jahr, was sich an grandioser Aussicht hinter den Wolken versteckte, sodass ich nicht zu enttäuscht darüber war.

Es zeigte sich recht bald nach dem Start, dass ich sowohl im Kopf, aber auch in den Beinen erstaunlich locker war und das Wetter mir definitiv besser lag als jegliche Art von Sommer oder Sonne. Ich lief auf den ersten – aus Schweizer Sicht – flachen 25 km deutlich bessere Zeiten, als ich es erwartet hatte. Ich versuchte mich manchmal aufgrund meiner Verunsicherung fast noch zu bremsen, dass ich doch locker machen sollte, aber die andere Stimme in meinem Kopf antwortete immer, „Ich laufe doch locker!“. So lag ich von Anfang an etwa im Bereich meiner Zeit aus dem letzten Jahr oder sogar darunter.

Auch als es dann in den Berg ging, kam ich weiterhin gut voran. Ich war recht überrascht, wie viele schon im ersten Steilstück nach Wengen hoch mit Krampfproblemen an der Strecke standen. Das hätte ich doch eher bei Wärme erwartet; warm war es aber definitiv nicht. Ich zog also weiter rauf bis Wengen, wo der absolute Wahnsinn los war. Ohnehin war es beeindruckend, wie wenig sich die Menschen von dem Wetter abschrecken ließen. So viele Bands, Zuschauer und Leute an den möglichsten und unmöglichsten Stellen der Strecke hätte ich bei Dauerregen nie erwartet. Umso mehr kann ich dieses Rennen nur als grandioses und emotionales Erlebnis empfehlen! Sogar die Alphornbläser haben sich nicht unterkriegen lassen, auch wenn Sie sich dieses Mal unter dem Dach einer Seilbahnstation bei KM 38 versteckt hatten. Ich habe sie tatsächlich nur gehört und vor lauter Nebel nicht gesehen, was aber meiner Gänsehaut keinen Abbruch tat.

Bis dorthin, also bis Wixi (KM 38) war ich super vorangekommen und lag auf Kurs für eine Zielzeit von 5.35 h. Darüber war ich super happy, denn ich hatte mir nicht vorgenommen, meine Zeit vom letzten Jahr von 5.42 h zu unterbieten – es sollte ja nur die Zugabe sein. Dann kam aber das letzte Steilstück rauf zur Moräne – ein kleiner schlängeliger Singletrail. Dort habe ich schon im letzten Jahr nur in der „Perlenkette“ mitgehen können, ohne mein eigenes Tempo halten zu können. Dieses Mal sorgten aber wohl die zusätzlichen 1.000 Jubiläums-Starter und das schlechte Wetter, also der matschige Untergrund dafür, dass es zu einem richtigen Stau kam. Ich dachte nur, „Das ist ja wie zu Hause, im Ruhrgebiet, wenn Stau auf der A40 ist“. Viele Läufer hatten wenig oder keine Trailerfahrung und waren daher sehr langsam unterwegs. Andere versuchten über die Hänge und Wiesen rechts und links zu überholen. Dazu gab es aber wenig geeignete Möglichkeiten, sodass deren Wiedereinscheren wieder zu Stillstand führte. Ich musste gut zehn Mal stehen bleiben und warten, was mich irgendwann genervt hat. Nicht nur, dass es mir meine Laufzeit kaputt machte (ich habe dort oben für einen Kilometer über 24 Minuten gebraucht! So langsam war ich selbst im steilsten Stück beim Eiger nicht…), ich hatte auch Sorge, dass mir die Beine bei der Kälte (oben hatte es nur wenige Grad über Null) zugehen würden. Zum Glück passierte das aber nicht und auf der Moräne (dort passten wieder zwei Leute nebeneinander auf den Weg) konnte ich endlich wieder Gas geben und in meinem Tempo hochgehen bis zu dem tapferen Dudelsackspieler, der auch dem Regen trotzte. Ein weiterer der vielen Gänsehautmomente in diesem Marathon.

Auf den letzten 1,5 km ging es vorwiegend bergab, ich fühlte mich fast befreit und rannte endlich fröhlich dem Ziel entgegen. Auch wenn die Kleine Scheidegg völlig im Nebel verschwunden war, war oben die Hölle los und der Zieleinlauf einmal mehr ein großartiges Erlebnis!

Am Ende war ich nach 5:44.04 h im Ziel, also rund 1.30 Minuten langsamer als im vergangenen Jahr. Wenn mir das jemand am Tag vor dem Marathon gesagt hätte, hätte ich das Ergebnis mit Kusshand genommen. Nach dem Verlauf meines Rennens, war ich aber doch leicht enttäuscht, weil ich auf den zwei Kilometern hinter Wixi zwischen fünf und zehn Minuten verloren habe. Aber das gehört auch zu einem Jubiläumsrennen; die Stimmung an der Strecke wären auch nicht so grandios gewesen, wenn nicht so viele Läufer am Start gewesen wären.

Insofern kann ich Dir, Bianca, nur wieder von Herzen Danke für deine Trainingspläne  und die tolle Vorbereitung sagen! Ich weiß zwar wirklich nicht, was Du da machst und wie Du das machst, aber Du machst es einfach richtig, sodass ich ein weiteres tolles Rennen in diesem Jahr erleben und genießen konnte. Danke! Und so sehr ich mich vorher wieder auf die „planlose“ Zeit gefreut habe, so unwohl fühle ich mich jetzt schon wieder, weil mir das nächste große Ziel noch fehlt. Aber wie ich mich und uns kenne, wird das nicht lange so sein…“

Viele Grüße,
Julia

 

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