Einmal die Grenze von 3 Stunden auf den 42,2 Kilometern durchbrechen.
Das bleibt für den Großteil der Läufer ein Traum. Der Pacerechner gibt uns für die Zielzeit von 2:59:59 h eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 4:16 min/km aus. Erfahrene Wettkampfteilnehmer wissen, dass diese Geschwindigkeit im Wettkampf trotzdem nicht reicht, um die „Schallmauer“ zu durchbrechen. Die tatsächlich gelaufene Strecke ist bei einem Wettkampf im urbanen Umfeld so gut wie immer um mehrere hundert Meter länger, da man nicht durchgängig die Ideallinie laufen kann.
Trotz hochsommerlicher Temperaturen in München von bis zu 26 Grad knackten gleich fünf RUNNING Company Läufer*innen im Rahmen des Generali München Marathons 2019 am vergangenen Sonntag die magische Dreistundenmarke:
Name |
Nettozeit |
Pace |
---|---|---|
Bianca Meyer |
2:54:52 h |
4:08 min/km |
Jan Müller |
2:55:01 h |
4:09 min/km |
Jannis Mahler |
2:55:30 h |
4:09 min/km |
Henrik Lange |
2:58:51 h |
4:14 min/km |
Lluis Roig |
2:58:56 h |
4:14 min/km |
Henrik hat für uns seinen Lauf und seine Strategie zusammengefasst:
„Die körperlichen Voraussetzungen waren sicher vorhanden. An spezifischem Wettkampftraining mangelte es jedoch ordentlich. Das Höhentraining in Livigno hat für mir einen richtigen Schub gegeben. Nach den 10 Tagen jenseits der 1.800 m Höhe kam mir das Laufen im Flachen wie Fliegen vor. Aber mindestens genauso wichtig ist der unbedingte Wille, sich zu quälen, um das Traumziel zu erreichen. Du musst an der Startlinie stehen und davon überzeugt sein, dass du es schaffen kannst.
Ich bin so schnell wie noch nie einen Marathon angelaufen. Bis mindestens zum Halbmarathon lief das unproblematisch. Niemals locker, aber gut erträglich. Nach knapp unter 1:28 h passierte ich die Halbmarathon-Matte und war damit exakt im geplanten Bereich. Ein Negativsplit war illusorisch, da in München der zweite Teil der Strecke anspruchsvoller ist. Also galt es, das Tempo auch über den Halbmarathon hinaus so lange wie möglich zu halten. Kein leichtes Unterfangen beim Anstieg auf den Montgelasberg in Bogenhausen und den endlosen, sonnigen Geraden zurück Richtung Ostbahnhof. Das Feld war schon sehr weit auseinandergezogen und ich musste weitgehend allein laufen.
Meine Verpflegung bestand aus einer 0,3 Liter-Softflask, die mit 5 Flüssiggels gefüllt war und die ich in der Hand trug. Ich nippte alle 3-4 km an der Flasche. Dazu nahm ich bei jeder Verpflegung zwei Becher Wasser mit, einen zum Kühlen, den anderen zum Trinken. Mir gelang es aber kaum, mehr als einen Schluck zu erwischen. In ein Energieloch bin ich damit nicht hineingelaufen.
Bis Km 30 hielt die Pace so einigermaßen. Der erste langsamere Kilometer war der 31. KM. Das Kopfsteinpflaster des Viktualienmarkts lief sich bescheiden, aber die direkte Strecke ohne die Sendlinger Straße war sehr schön. Der Kampf um jede Sekunde hatte längst begonnen. Die Ludwigstraße hoch war harte Arbeit und als ich Kilometer 35 passiert hatte, war ich mir sicher, dass es heute reichen würde. Selbst mit 10 Sekunden unter der Mindestpace. So konnte ich mir den Luxus erlauben und nicht schon 5 km vor dem Ziel „letzte Rille“ laufen zu müssen.
Überhaupt, der 3h-Pacemaker war nicht in Sicht, was auch daran gelegen haben dürfte, dass ich mich kein einziges Mal umgedreht habe. Bei Km 38(?) griff ich aus Versehen noch ein Bier – wer kam denn auf diese seltsame Idee? KM 38 und 39 gelangen mir noch in jeweils 4:20 min und als ich unter 2:50h das 40 KM-Schild passierte, wusste ich, hier brennt heute nichts mehr an. Genau in diesem Tempo bog ich in den Olympiapark ein und konnte die letzten Meter noch genießen, ohne um jede Sekunde kämpfen zu müssen.“